Spinatknödel
Tirol ist ein katholisches Land, geschätzte LeserInnenschaft. Nicht zuletzt deshalb haben wir es heute (am Karfreitag) nicht gewagt, Fleischhaltiges auf unsere Teller zu zaubern. Denn sowohl am Aschermittwoch als auch am Karfreitag herrscht hierzulande strengstes Fastengebot. Ein Gebot übrigens, das man sich in den rechtgläubigen Klöstern seit jeher zu versüßen wusste. Sei es mit besonders gehaltvollem Fastenbier oder auch einer schmack- und ebenso nahrhaften Fastensuppe. Wir haben heute in unserer Not auf eine alte Tiroler Spezialität zurückgegriffen, den Spinatknödel. Und das nicht zuletzt wegen unseres ziemlich anstrengenden Tagesprogramms.Tagesprogramm:
Nach langer Pause sind wir heute wieder mal die Nordkette, den Gebirgszug nördlich von Innsbruck, hinaufgekraxelt. Das machen wir - als gute (teils auch zugereiste) InnsbruckerInnen - immer wieder. Heute allerdings ziemlich entsetzt: Mit Hilfe eines Private Public Partnership-Projekts wurde die alteingessesene Nordkettenbahn (sie stand teils sogar unter Denkmalschutz) im vergangenen Jahr auf modern getrimmt. Das Resultat: Die Nordkette heißt jetzt neuhochdeutsch "nordpark", die Tickets für eine Fahrt auf den Berg sind teurer geworden und ziemlich viele Bäume den Hang hinauf bis zur Mittelstation auf der Seegrube mussten den neuen Seilbahnstützen weichen. Der einzige Vorteil der neuen Technologie: Die Bahn ist um einiges leiser als ihr Vorgängermodell (das noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts als ein Tiroler Prestigeprojekt aus dem Boden gestampft worden war). Ein Faktum, das wir als fleißige BegeherInnen der "diretissima" unterhalb der Bahn und entlang der Skipiste sehr wohl zu schätzen wissen. Aber wie dem auch sei: Knapp unterhalb der Bodenstein Alm haben wir eben diesen wunderbaren Blick auf das Stubaital samt Elfertürmen und Habicht aufgenommen. Und auch insgesamt war die Tour ein Genuss. Ins Tal haben wir dann freilich ziemlich großen Hunger mitgebracht. Grund genug, die Zubereitung der recht deftigen Spinatknödel anzugehen.Rezept:
Zutaten:
300g Knödelbrot
200g Blattspinat tiefgefroren
100g passierter Spinat tiefgefroren
2 Eier
1/8l Milch
4 El Weizenmehl
1 Zehe Knoblauch
1 EL Olivenöl
1 walnussgroßes Stück Butterschmalz (geklärte Butter)
frisch geriebene Muskatnuss
Pfeffer, Salz
3 Zwiebeln
1 El Olivenöl
2 walnussgroße Stücke Butter
1 EL Olivenöl
Zubereitung:
Spinat auftauen und gut ausdrücken. Mit dem Knödelbrot vermischen. Klassischerweise mischt man/frau zuvor das Mehl unter das getrocknete Brot. Wir ziehen es vor, aus Butterschmalz, Olivenöl, Mehl, Milch und den Gewürzen eine schmackhafte Bechamel-Sauce herzustellen und die zum Knödelbrot und dem Spinat zu geben. Das Resultat sind - u.E. - besonders leichte und flockige Knödel. Zu dieser - gut durchgerührten Mischung - nun auch den Knoblauch, das Olivenöl sowie die Eier geben. Sorgfältig unterheben und mit nassen Händen Knödel formen. Rund 15 Minuten im Kühlschrank ziehen lassen. Unterdessen Zwiebeln in Ringe schneiden und im Olivenöl auf leiser Hitze langsam braun werden lassen (nur wenn sie langsam bräunen, karamellisieren die Zwiebeln - ein Geschmackserlebnis, das man/frau sich auf keinen Fall entgehen lassen sollte). Butter zum Schmelzen bringen und mit Olivenöl langsam erhitzen. Knödel in kochendem Salzwasser rund 15 Minuten sieden. Mit geschmolzener Butter beträufeln, braune Zwiebelringe darauf anrichten und mit frisch geriebenem Parmesan oder Grana Padano (noch besser: Grana giovane aus dem Trentino) bestreuen. Dazu passt grüner Salat und die autochthone Trentiner Rebsorte "Teroldego" - ein gehaltvoller, eher deftiger Rotwein.
Guten Appetit!
reibeisen - 6. Apr, 20:27
Bis ins 20. Jahrhundert war der Süden Italiens bettelarm. Die Bauern dort konnten sich oft nicht einmal das Getreide leisten, das sie selbst auf den Feldern unter der sengenden Sonne anbauten. Der teure Weizen wurde in die Städte geliefert und dort zur Pasta verarbeitet. In den Küchen der Südens köchelten statt dessen häufig Hülsenfrüchte vor sich hin. Oft auch ceci, Kichererbsen. Seit damals haftet den meist haselnussgroßen ceci der Ruf eines Arme-Leute-Essens an. Im mondänern, urbanisierten Norden Italiens wurden sie daher lange Zeit über verschmäht. Lediglich die "cafoni" (so heißen die Landarbeiter des Südens in den - übrigens sehr empfehlenswerten - Texten von
Eine gute Köchin erkennt man im Maghreb an ihrem Couscous. Nein, nicht an der Sauce, die zu den – im besten Fall – luftig/lockeren Hartweizenkörnern gereicht wird, sondern am Hartweizen selbst. Der wird vielerorts immer noch zuhause hergestellt, indem die Köchinnen frisch geriebenen Hartweizengries mit Mehl und Salzwasser händisch zu Körnern rollen. Dann wird die "Couscoussiere", ein großer, doppelter Kochtopf mit Dämpfteil für den Hartweizen, hervorgeholt. Unten schmurgelt die Sauce (meist bestehend aus Gewürzen, Gemüsen, Huhn, Hammel und anderen Schätzen vom Souk) und oben dämpft der Couscous. Selbst die ehemaligen französischen Kolonisatoren wissen den Couscous inzwischen so sehr zu schätzen, dass er mittlerweile fast so etwas wie ein heimliches Nationalgericht der "Grande Nation" geworden ist.
"L'Arancia rossa di Sicilia" wird die Halbblutorange "Tarocco" auch gerne vollmundig genannt (zumindest von der sizilianischen Fremdenverkehrswerbung). Ganz so unrecht haben die Tourismuswerber mit dieser Aussage freilich nicht: Tarocco-Orangen werden tatsächlich fast ausschließlich auf Sizilien angebaut. Sie schmecken etwas herber, saurer und bitterer als die hierzulande sehr beliebten "Navelinas" aus Spanien und ähneln damit tendenziell eher den ursprünglich in Europa angebauten Bitterorangen. Die wurden von den Arabern in Spanien kultiviert. Wie so vieles übernahmen die Europäer auch diese Errungenschaft. Freilich nur so lange, bis die Portugiesen den Seeweg nach Ostasien (wieder-)entdeckten. Deren Schiffe brachten die ersten süßen Orangen oder "Apfelsinen" (etymologisch: chinesische Äpfel) mit nach Hause. Der Rest ist Geschichte: Heute decken - neben Agrumenhainen in Spanien und Italien - vor allem brasilianische Orangenplantagen die immense, weltweite Nachfrage nach der saftigen Frucht.
"Gnotschi" sagen manche, meinen tun sie aber "njokki", einen ganz bestimmten und ziemlich appetitlichen Typus italienischer Klößchen. Die Basis für dieses etwas arbeitsaufwändigere "primo" ist ein im Grunde ziemlich unkomplizierter Kartoffelteig. Diese eigentlich geschmacksneutrale Basis erlaubt zahlreiche Kombinationsvarianten. Die heutigen Gnocchi gab's bei uns ganz klassisch mit Tomaten und Basilikum - ein Vorgeschmack auf den noch fernen Sommer.
Nein, nein, nein! So war das nicht vereinbart: Kurz vor dem offiziellen Frühlingsbeginn hat sich bei uns ganz heimtückisch der Winter wieder zu Wort gemeldet. Heute, als die genussmousse-crew verschlafen und montagmorgengrantig aus dem Bett gekrochen ist, war alles weiß. Der (von den Wetterauguren eigentlich ohnehin vorhergesagte) Wintereinbruch hat die frisch erblühten Bäume und Sträucher vor unseren Fenstern ganz ernsthaft zugedeckt. Und da uns dann den ganzen Tag über zu kalt war (als realitätsverweigernde OptimistInnen wollten wir natürlich auch heute nicht in Winterkleidung aus dem Haus gehen), musste am Abend ein wärmendes Supperl her. Gemäß dem Tagesmotto in weiß. Deshalb gab's heute ein scharfe, weiße Thai-Hühersuppe (mit leckerer Nachspeise - doch dazu mehr weiter unten).
Es ist noch gar nicht so lange her, da verschwanden (nord-)italienische Familien Woche für Woche fast einen ganzen Tag lang in der Küche. Faulenzen stand da freilich nicht auf dem Programm. Au contraire: Es wurde geknetet, gewalkt und die Nudelmaschine quietschte im Takt dazu. Bevor die industrielle Nahrungsmittelproduktion einsetzte wurde am Nudeltag nämlich die gesamte Pasta-Ration produziert, die eine (Groß-)Familie im Laufe einer Woche verdrückte. Und da die "mamma" selbst mit der Pasta-Produktion alle Hände voll zu tun hatte, musste das Essen an diesen Tagen besonders einfach fertigzustellen sein. Man schnitt also kurzerhand die tagliatelle-Teigreste mit der Hand mehr schlecht als recht zusammen. "Maltagliati" (zu dt. "schlecht geschnitten") waren das Ergebnis. Sie sind ein typisches "Pasta-Tag"-Essen und damit so etwas wie die Urform der "pasta frescha".
Kein Gericht dieser Welt ist so sehr mit einem langezogenen Schlürfgeräusch verbunden wie "Ramen", die variantenreiche japanische Version der Nudelsuppe. Angemacht mit unterschiedlichen Brühen (entweder aus Miso-Paste oder mit Soja-Sauce) und angereichert mit ganz verschiedenen Gemüsen und Fleischsorten gehört Ramen heute zum beliebtesten Fastfood Japans. Suppenküchen, die westliche BesucherInnen immer wieder mit ihrer hohen Qualität überraschen, gibt es dort an jeder Straßenecke.