Mittwoch, 20. Mai 2009

Rhabarberkuchen, protestantisch

rhabarberkuchenKennen Sie das, LeserInnenschaft? Die Befriedigung, die sich einstellt, wenn Sie genussvoll ein Schüsserl voll gesüßtem Schlagrahm ausschlecken (vielleicht mit ein bisserl Zimt obendrauf)? Ja? Sie kennen das? Dann ist Ihnen vermutlich auch das schlechte Gewissen danach ein Begriff. Wenn's reuevoll drückt und zwickt, weil Sie sich wieder mal was gegönnt, anstatt - wie's die allgemeinen Vorschriften so verlangen - versagt haben. Aber: Es gibt Lösungen! Sie tun einfach, was immer Ihre sinnlichen Sinne gerade so von Ihnen möchten. Und beichten das dann. Rückwirkend. Reueproblem erledigt. (Kultur-)Katholizismus nennt man das. Praktisch, über Jahrhunderte bewährt und gut. Aber ob damit heute noch Kulturfortschritt zu erzielen ist? Schon Max Weber hat uns wissen lassen, dass unser aktuelles Wirtschaftssystem aus nichts anderem als aus dem Geist des Protestantismus entstehen hat können. Und Protestantismus verlangt ebensosehr nach Disziplin wie nach Selbstbeschränkung. Wirklich schlecht geht es uns nicht damit, oder? Es mögen uns dabei zwar einerseits die wunderschönen Höhen des sinnlichen, genussvollen Schlemmens verlustig gehen. Andererseits gewinnen wir Ausgeglichenheit und Harmonie (laut Konfuzius, um den auch noch zu bemühen, dann hören wir schon auf mit der Philosophie-Stunde, eines der höchsten Güter). Auch nicht schlecht, oder? Unser heutiger Rhabarberkuchen jedenfalls passt in dieses Konzept: Artig, brav, harmonisch, wohlschmeckend, aber: keine Sünde, ob deren Genuss die Welt rings um uns versinkt. Alltagstauglich indes allemal!

Rezept:
Zutaten:
Für den Teig:
150g Butter
3 Eier
1 Packerl Vanillezucker
1 Prise Salz
370g Mehl
3 TL Backpulver
100ml Milch
100g Zucker

Belag:
11 Stangen Rhabarber
Saft einer halben Zitrone
2 EL Zucker

Streusel:
200g kalte Butter
270g Mehl
1 TL Backpulver
160g Zucker
2 TL Zimt, gemahlen
1 Prise Salz

Zubereitung:
Rhaberber waschen, von den harten Fasern befreien, in 1cm dicke Scheiben schneiden und mit Zitronensaft und Zucker marinieren. Unterdessen Butter mit Zucker und Vanillezucker sowie den Eidottern schaumig rühren. Mehl mit Salz und Backpulver vermengen, gemeinsam mit der Milch zur Eidotter-Butter-Zuckermischung geben, gut durchrühren/-kneten. Eiklar zu Schnee schlagen und vorsichtig unterheben. Teig auf ein gebuttertes und bemehltes Blech streichen, mit dem Rhabarber belegen (es kann sich beim Marinieren sehr viel Flüssigkeit gebildet haben, ein Teil davon muss eventuell weggegossen werden). Nun kommen die Streusel dran: Mehl mit Salz, Backpulver, Zucker und Zimt gut verrühren, die kalte Butter in kleine Stücke schneiden und mit den Fingern mit der Mehlmischung zu Streuseln zerbröseln. Gut auf dem Rhabarberbelag verteilen. Den Kuchen ins vorgeheizte Backrohr geben und bei 200°C 30 bis 35 Minuten lang backen.

Guten Appetit!

aktuelle kommentare

User Status

Du bist nicht angemeldet.

kontakt

genussmousse(at)gmx.at

Suche

 

Status

Online seit 6321 Tagen
Zuletzt aktualisiert: 2. Feb, 09:36

Credits

besucherInnen seit juni '07:


antipasti, mezze, vorspeisen
aus dem wasser
backwerke
balkan
basics
curries
desserts
französisch
fusion
indisch (auch viel veggie)
italienisch
kleine happen
Konservieren
kuechenliteratur
leibspeisen
mehlspeisen
... weitere
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren