Sonntag, 10. Juni 2007

Ravioli mit Ricotta, wildem Thymian und Zitronenzesten

Ravioli mit Ricotta, wildem Thymian und ZitronenzestenUnser heutiger Rezeptvorschlag verdankt sich einem ganz bestimmten Anlass. Ursprünglich stand nämlich etwas ganz anderes auf dem Speiseplan. Doch das aktuelle Garten-Koch-Event zum Thema "Wildkräuter" hat uns einfach keine Ruhe gelassen. Für Zicchorie, Bärlauch, Brennessel und Sauerampfer schien es uns schon ein wenig spät (je früher im Jahr deren Blätter geerntet werden, umso schmackhafter sind sie einfach). Zu dieser Jahreszeit kochen wir tendenziell eher mit kultiviertem Kräuterwerk (Minze, Basilikum, Rosmarin, Kerbel, Cilantro, etc. vom Balkon, den Bauern aus der Innsbrucker Markthalle oder dem Gemüsehändler unseres Vertrauens). Deshalb dachten wir schon, dieses Mal auf die Teilnahme verzichten zu müssen. Beim heutigen Spaziergang konnten wir's aber trotzdem nicht lassen, suchend die Pflanzenwelt zu durchforsten. Und siehe da: Dabei sind wir auf einen alten Klassiker der Bergkräuterküche gestoßen, den wilden Thymian. Um das zarte Pflänzchen mit dem intensiven Geschmack so richtig in Szene zu setzen, haben wir uns eine Geschmackskombination ausgedacht, in der dem Thymian eine tragende Rolle zukommt. Das Ergebnis waren erfrischende Ravioli mit einem herrlichen Duft nach Thymian und Zitrone.

Wilder ThymianDer wilde Thymian (auch "Quendel" genannt) ist auch in Tirol heimisch. Er gedeiht nämlich sogar auf kargen, wasserarmen und felsigen Böden gut. Hauptsache, es ist einigermaßen warm. Die Pflanze gehört zu den Lippenblütlern und breitet sich auf langen Stängeln am Boden liegend aus. Ihre kleinen, hübschen Blütchen sind lilafarben. In der Volksmedizin wurde wilder Thymian zur Behandlung von Bronchitis verwendet, denn er gilt als auswurffördernd und krampflösend. Auch antibakterielle Wirkung wird ihm nachgesagt. Das intensiv duftende Kraut, das meist im Juni geerntet wird, ist aber seit jeher mindestens ebensosehr ein beliebtes Küchengewürz. Und als solches haben auch wir es heute verwendet.

Lottensee trockenUnsere Küchenzutat haben wir auf einem Felsvorsprung am Ufer des Lottensees, auf dem Seefelder Plateau, hoch über dem Inntal, entdeckt. Dort herrscht ein ganz spezifische Atmosphäre, ist der See doch nur alle vier bis sieben Jahre wirklich ein See, denn nur dann füllt sich die Wanne des Sees mit Wasser. Angeblich handelt es sich dabei um eine Karsterscheinung. Geplanscht werden kann nur, wenn aus verborgenen Quellspalten Wasser austritt. Genauso wie es gekommen ist, verschwindet das Wasser indes auch wieder: Der See entleert sich über geheimnisvolle Abflüsse. Bislang kann niemand genau sagen, was es mit diesem mysteriösen und unberechenbaren Phänomen (das auch den benachbarten Wildmoosersee mehr oder weniger periodisch füllt und austrocknet) tatsächlich auf sich hat (auch wenn manche behaupten, dass es sich dabei schlicht um Schmelzwasser handle). Will man wissen, ob der See Wasser führt, muss man Jahr für Jahr auf's Seefelder Plateau pilgern. Und hat dabei freilich den Zusatzbonus, das sagenhafte Bergpanorama des Karwendel- und des Wettersteingebirges sowie des Inntals genießen zu können.

Rezept:
Zutaten:Garten-Koch-Event: Wildkräuter
Für den Teig (pro Person):
120g Weizenmehl
1 Ei
eventuell etwas Wasser

Für die Füllung:
150g Ricotta
1 handvoll wilder Thymian
50g geriebenen Parmesan
Schale einer unbehandelten Zitrone
Salz, Pfeffer

Zum Servieren:
geriebener Parmesan
etwas geschmolzene Butter
in Würfel gehackte, sonnengereifte Tomaten

Zubereitung:
Thymian waschen und die Blättchen von den kleinen Stängeln rebeln (das ist eher zeitaufwändig, rentiert sich aber, weil danach keine harten Stiele den Genuss stören). Mit der Ricotta, dem Parmesan und den sehr feingehackten Zitronenzesten zu einer Creme rühren. Mit reichlich Salz und Pfeffer abschmecken (das ist wichtig, weil die Ravioli nur durch ihre Fülle Geschmack bekommen). Aus Mehl und Ei(ern) einen kompakten, noch leicht klebrigen Teig kneten (wenn nötig, mit ganz wenig Wasser nachhelfen). In der Nudelmaschine dünn auswalken und mit Hilfe eines kleinen Tortenrings oder eines Glases Kreise ausstechen. Je einen TL von der Ricotta-Creme daraufsetzen, die Ränder innen mit etwas Wasser bepinseln und mit den Zinken einer Gabel fest zusammedrücken (das gibt auch ein hübsches Muster am Rand). In kochendem Salzwasser fünf bis sieben Minuten lang garziehen lassen. Abgießen und auf einem Teller anrichten. Mit geschmolzener Butter beträufeln, mit Parmesan bestreuen und mit ein paar Tomatenwürferl garnieren.

Guten Appetit!

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